Überschuldung von Privatpersonen 2024/2025
Zahlen, Fakten & Trends
ein Artikel von Olaf Döneke, 03.02.2025
Liebe Leserinnen und Leser,
als Inkassounternehmen und Wirtschaftsauskunftei sind wir täglich mit dem Thema Überschuldung konfrontiert – ebenso wie Sie, unsere Kunden. Deshalb ist es wichtig, die Dimension von Überschuldung zu verstehen, um daraus Erkenntnisse für das Kredit- und Forderungsmanagement abzuleiten. In diesem Artikel geht es speziell um die Überschuldung von privaten Haushalten in Deutschland. Doch wie misst man „Überschuldung“ eigentlich genau?
Die Messung dieses Phänomens ist komplex und hängt stark von der jeweiligen Datenbasis und Methodik ab. So kommt der aktuelle SchuldnerAtlas 2024 von Creditreform zu dem Schluss, dass die Überschuldung in Deutschland leicht zurückgeht. Als Ursache wird eine erhöhte Sparneigung aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten genannt. Die Überschuldungsquote wird mit 8,09 Prozent benannt. 5,56 Mio. Bürger seien betroffen.
Demgegenüber zeigt der Überschuldungsindex 2024 des Infodienstes Schuldnerberatung eine leichte Verschlechterung. Beide Berichte bieten wertvolle Einblicke, aber ihre unterschiedlichen Ansätze führen zu leicht abweichenden Einschätzungen.
Gerade weil Überschuldung ein vielschichtiges Thema ist, empfehle ich Ihnen, den im Dezember 2024 erschienenen Bericht zum Überschuldungsindex 2024 des Infodienstes Schuldnerberatung genauer anzusehen. (hier geht es zum Download) Er bietet eine differenziertere Betrachtung der finanziellen Lage privater Haushalte. Autor Nicolas Mantseris ist selber Schuldnerberater bei der Caritas Mecklenburg e.V und stellt den Bericht jährlich vor. Trotz der Unschärfe, die derartige Studien von Natur aus mit sich bringen, besticht der Bericht durch sorgfältig recherchierte Zahlen verschiedener Institutionen, die sich im Spannungsfeld von Gläubigern und Schuldnern bewegen. Durch die Gläubiger-Brille betrachtet sind die Indikatoren daher vielleicht interessanter als der Überschuldungsinex selbst.
Quelle: Überschuldungsindex 2024, www.infodienst-schuldnerberatung.de
Mantseris schlussfolgert:
„Nahezu in allen Bereichen hat sich die Überschuldungssituation verschlechtert. Es gibt keine Anzeichen, dass sich dieser negative Trend in 2024 verändert haben könnte. Allerdings ist die Dynamik zurückhaltend. Es spricht viel dafür, dass sich diese Entwicklung privater Überschuldung auf die schlechte gesamtwirtschaftliche Lage zurückführen lässt.“
Zusammenfassend kommt der Überschuldungsindex 2024 zu folgenden Erkenntnissen:
- Der Überschuldungsindex stieg leicht um 1 Punkt auf 63.
- Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten blieb die Verschlechterung in vielen Bereichen moderat.
- Kein signifikanter Anstieg bei der Kreditaufnahme von Verbrauchern – das Risiko einer massiven Verschuldungswelle bleibt begrenzt.
Verbraucherinsolvenzen und Überschuldungstendenzen
- Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg leicht an.
- Der Anteil ehemals Selbstständiger an vereinfachten Insolvenzverfahren erreichte im Mai 2024 mit 13,1 % einen Höchststand.
Strom- und Gassperren
- Rückgang der Stromsperren, insbesondere in Bremen, trotz steigender Energiepreise.
- Höhere Sensibilisierung und staatliche Maßnahmen zur Vermeidung von Energieschulden zeigen Wirkung.
Kreditvergabe und Konsumverhalten
- Das Volumen klassischer Verbraucherkredite ging zurück, besonders bei mittelfristigen Krediten mit Laufzeiten bis zu fünf Jahren.
- Kein starker Anstieg von „Buy Now, Pay Later“-Finanzierungen trotz hoher Inflation.
Fazit des Berichts
- Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt, aber es gibt keine drastische Überschuldungswelle.
- Präventive Maßnahmen wie Schuldnerberatung und finanzielle Bildung sind weiterhin essenziell, um Überschuldung langfristig zu reduzieren.
Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema – bleiben Sie informiert und zögern Sie nicht, mich bei Fragen oder Anmerkungen zu kontaktieren.